- Barrierearm
Barrierefrei wandern in der Pfalz
Wanderfit befragte Tobias Kauf, stellvertretender Geschäftsführer von Pfalz.Touristik e.V., über den aktuellen Stand der Entwicklungen.
Sich zugehörig fühlen und mitzumachen, stärkt unser individuelles und soziales Wohlbefinden. Deshalb ist „Inklusion“ ein so wichtiges Thema. Hinzu kommt der demografische Wandel: Immer mehr Menschen werden immer älter und dadurch steigt der Anteil von Menschen mit Einschränkungen, die am Leben teilhaben möchten. Von politischer Seite gibt es seit einigen Jahren entsprechende Anreize, um die Inklusion zu verbessern, unter anderem auch Förderprogramme im Tourismus. Davon profitiert das Wandern, für das die Barrierefreiheit ein sehr anspruchsvolles Thema ist.
Es gibt sehr vielfältige Einschränkungen und das erklärt, warum es nicht DEN barrierefreien Wanderweg gibt. Um Wanderwege zertifizieren zu können, müssen diese bestimmte Kriterien erfüllen. Im Ergebnis gibt es Wanderwege für unterschiedliche Grade der Einschränkung. Wege für gehbehinderte Menschen zum Beispiel müssen eine durchgängige Breite von 180 Zentimetern haben und eine maximale Längsneigung – also Steigung oder Gefälle – von sechs Prozent. Erlaubt ist maximal eine Stufe von höchstens 21 Zentimetern Höhe, als Belag ist eine Decke aus Asphalt oder Beton gefordert oder eine wassergebundene Decke, also aus gewalztem kleinen Schotter.
Barrierearme Wanderwege sind nicht zertifiziert, sie eignen sich sowohl für Wanderungen mit Kinderwagen und Rollator als auch für Rollstuhlfahrer mit Begleitperson. Auch in unseren Wanderwegen finden Sie Vorschläge für barrierearme Touren.
Zum einen gibt es den Kriterienkatalog von „Reisen für alle“. Hier ist genau beschrieben, welche Kriterien ein Weg erfüllen muss, um eine bestimmte Zuordnung zu erhalten — also ob er zum Beispiel rollstuhlgeeignet ist. Die Kriterien entstanden in Mitwirkung der verschiedenen Behindertenverbände und gelten deutschlandweit. Die Informationen über den Weg an sich ist wiederum seiner Zertifizierung zu entnehmen. Anhand der Kriterien kann jede*r Einzelne entscheiden, was dem eigenen Fitnessgrad entspricht. Es gibt ja auch sehr sportliche Rollifahrer*innen, die sich einiges zutrauen.
Bei barrierefreien Wanderwegen stehen wir noch am Anfang, auch wegen der hohen Anforderungen und des aufwändigen Zertifizierungsverfahrens, das nur von entsprechend geschulten Personen durchgeführt werden darf. Aktuell gibt es in der Pfalz einen zertifizierten Weg in Kirrweiler. Wir planen, in den kommenden drei bis fünf Jahren eine Reihe weiterer Wege zertifizieren zu lassen. Das ist realistisch, denn in Rheinland-Pfalz gibt es zehn Modellregionen für barrierefreien Tourismus, davon fünf in der Pfalz. Inzwischen gibt es in der Pfalz 130 Einrichtungen, die von „Reisen für alle“ geprüft sind, und es laufen bereits die Vorbereitungen für die nächsten Zertifizierungen von Wanderwegen.
Das Komfortwandern umfasst kurze Strecken, die einfach zu gehen und dennoch sehr schön sind. Hier geht es also auch um die Erlebnisqualität eines Weges und nicht nur um die Beschaffenheit der Strecke. Pro Kilometer gibt es auf diesen Wegen mindestens einen Erlebnispunkt, also eine Burgruine, eine Aussicht, eine interessante Felsformation. Und: Es müssen Rundwege sein, damit man nicht den gleichen Hin- und Rückweg hat. Wer sich für die genauen Unterschiede der Auszeichnung interessiert, sollte sich den Vergleich zwischen „Reisen für alle“ und „Komfortwandern“ ansehen.
Auf unserer Website finden Interessierte entsprechende Informationen und Broschüren, zum Beispiel über „Reisen für alle“, barrierefreie Einrichtungen und den zertifizierten „Biblischen Weinpfad zu Kirrweiler“. Die Seite wird ständig aktualisiert, es lohnt sich also, immer mal wieder zu schauen, was es Neues gibt.
Wandert nicht nur in seiner Freizeit leidenschaftlich gern, er ist Geschäftsführer bei Pfalz.Touristik und hat sein Hobby zum Beruf gemacht.