- Sport und Spaß
Entspannung pur: Wandern mit Lamas
Tiere, Natur und Arbeiten mit Menschen – so kam Rudolf Klotz dazu, sich mit Lamas zu beschäftigen. Heute stehen auf den verschiedenen Weideflächen in der Südpfalz vier Herden mit insgesamt 60 Lamas unterschiedlichen Alters – bereit, mit Kindern und Erwachsenen durch die Natur zu streifen oder sie therapeutisch zu unterstützen.
Ich wollte unbedingt etwas mit Tieren und in der Natur machen und natürlich mit Menschen arbeiten. Also habe ich recherchiert: Mit welchen Tieren kann man was machen? Welche Angebote gibt es bereits? Was könnte ich Neues auf die Beine stellen? Irgendwann bin ich auf Lamas gestoßen, habe mich intensiv über die Tiere, ihr Verhalten, ihre natürliche Lebensweise informiert. So entstand die Idee des Wanderns mit Lamas. Danach ging es Schlag auf Schlag: Schulungen über Tierhaltung, fachliche Weiterbildungen auch im therapeutischen Bereich, Standorte für Ställe und Weiden suchen. Und dann habe ich die ersten Tiere angeschafft.
Die ersten Tiere habe ich wie gesagt gekauft. Das machen wir heute kaum noch, die meisten Lamas kommen aus den eigenen Herden. Manchmal nehmen wir Tiere auf, die schlecht behandelt wurden. Hier kommen die Behörden auf uns zu, weil wir einen guten Ruf haben und alle wissen, dass wir sehr auf das Wohl der Tiere achten. Wir haben übrigens inzwischen zwei Alpakas in einer Herde, auch sie kamen von außen.
Alpakas sind speziell für Wolle gezüchtet und bei weitem nicht so gehfreudig und entspannt wie Lamas. Sie eignen sich daher weniger gut für Wanderungen. Lamas hingegen bewegen sich gerne, allerdings gemächlich. Und sie sind geduldig, man könnte sogar sagen, dass sie in sich ruhen. Zwischendurch müssen sie immer wieder essen, das ist typisch für diese Tiere. Durch diese kleinen Pausen können alle mühelos mithalten. Das genießen unsere kleinen und großen Gäste – die Ruhe der Tiere überträgt sich und am Ende einer Wanderung sind alle entspannt und gut gelaunt.
Eigentlich für alle, unabhängig von Alter oder Fitness. Familien mit Kindern können genauso viel Spaß haben wie erfahrene Wanderer, Senioren oder Menschen, die keine langen Strecken bewältigen können. Unsere Touren sind unterschiedlich lang und unterschiedlich fordernd, da finden alle etwas Passendes. Wir bieten auch inklusive Touren an, hierfür gibt es eine spezielle Strecke, die auch für Kinder- oder Bollerwagen ideal ist.
Interessanterweise passiert genau das Gegenteil, deshalb arbeiten wir seit einiger Zeit intensiv mit Kindern, die ADHS haben. Wir beobachten, wie sehr Kinder die Nähe zu diesen friedfertigen Tieren genießen, auch wenn sie erst vier oder fünf Jahre alt sind. Sie beobachten genau, wie sich die Tiere verhalten, was sie essen, wie sich ihr Blick und ihre Mimik verändern. Und sie stellen viele Fragen. Für die Guides, die die Wanderungen führen, ist das ideal, um etwas über die Tiere zu erzählen.
Woher Lamas kommen, wie sie in der freien Natur leben, warum sie ständig essen, aber wenig trinken, wie alt sie werden – die Liste könnte ich endlos fortsetzen. Manchmal sind bei den Touren auch trächtige Tiere dabei. Dann erzählen wir, dass die Schwangerschaft fast ein Jahr dauert, dass die Stuten fast bis zur Geburt mitwandern und dass kleine Lamas sehr schnell auf ihren eigenen Beinen stehen – das haben sie übrigens mit Fohlen gemeinsam.
Die Ruhe, die sie ausstrahlen. Ich habe tatsächlich noch nie ein nervöses, hektisches oder gar aggressives Lama erlebt. Viele unserer Gäste sprechen begeistert davon, was der Augenkontakt mit den Tieren bei ihnen auslöst. Lamas strahlen eine tiefe Ruhe aus und sie haben ein unglaublich gutes Gespür für Menschen und was sie brauchen. Deshalb lassen wir uns zu Beginn jeder Wanderung eine gute Viertelstunde Zeit, damit die Lamas sich einen Menschen aussuchen können, der zu ihnen passt. Also nicht wir oder unsere Gäste entscheiden, wer welches Lama bekommt, sondern umgekehrt. Das ist für viele eine ungewöhnliche Erfahrung.
Wir machen schon in den ersten Monaten mit ihnen kleine Touren, um sie zu trainieren. Lamas gehen von sich aus gerne, die Tiere werden also zu nichts gezwungen oder gar dressiert. Das Training ist jedoch wichtig, da manche Wanderungen bis zu vier Stunden dauern und wir in der Zeit etwa 10 Kilometer gehen. An die Führungsleine gewöhnen wir sie, wenn sie etwa ein Jahr alt sind. Dann laufen sie bereits bei geführten Wanderungen mit.
Ja, wir arbeiten mit verschiedenen Institutionen und Einrichtungen zusammen und haben auch eine Psychologin in unserem Team. Die Interaktion mit den Tieren stärkt zum Beispiel das Selbstvertrauen oder wirkt beruhigend. Das hilft bei Burnout, Suchterkrankungen und sogar ADHS. Manchmal kommen auch Hospize auf uns zu. Die Arbeit mit den Tieren ist wirklich abwechslungsreich und interessant.
In unserem Buchungsprogramm finden Sie kurze und lange Touren – alleine, mit und ohne Kinder, als Gruppe. Wir bieten auch Themenwanderungen an, meist saisonal, im Frühjahr zum Beispiel Kräuterwanderungen, im Herbst Kastanienwanderungen. Wir haben sogar Stammgäste, die einmal im Monat kommen und jedes Mal eine andere Tour mitlaufen, weil sie von Lamas so fasziniert sind.
Rudolf Klotz ist gelernter Schwimmmeister mit Sonderausbildung für Menschen mit Beeinträchtigungen und arbeitet seit über 20 Jahren mit Lamas. Teil seines Angebots sind seit mehr als 15 Jahren tiergestützte Interventionen mit Lamas, hier verfügt er über eine spezielle Ausbildung für Jugendliche und Kinder mit Adipositas, ADS und ADHS. In Kooperation mit der Deutschen Rentenversicherung arbeitet er als Kursleiter mit suchtkranken, drogenabhängigen und mediensüchtigen Jugendlichen in den Fachkliniken Eußertal, außerdem arbeitet er mit strafgefangenen Jugendlichen.