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Was tun, wenn man sich im Wald verläuft?
Wanderführer Jürgen Wachowski beantwortet unsere Fragen und macht Vorschläge, wie sich das Verlaufen im Wald vermeiden lässt.
Zum Beispiel mit einer guten Planung der Wanderung: Im Normalfall läuft man etwa vier Kilometer pro Stunde, ältere Menschen etwas weniger. Deshalb sollte man jede Wanderung zeitlich so planen, dass man nach hinten noch etwas Puffer hat. Außerdem sollten die Touren der Jahreszeit angepasst sein: Wichtig ist, dass man zurück ist, solange es draußen noch hell ist.
Man sollte auf keinen Fall einfach loslaufen, sondern vorher auf einer aktuellen Wanderkarte oder am Computer oder Handy die Tour genau anschauen. Auf der Karte lassen sich Punkte identifizieren, an denen man besonders aufpassen sollte, den richtigen Weg zu nehmen. Zum Beispiel große Wegespinnen, an denen viele Wege zusammenkommen. Hilfreich sind als Ergänzung zur Karte Wegbeschreibungen zum Beispiel aus dem „Tourenplaner Rheinland-Pfalz“ oder die Wanderfit-App. Dort kann man die Touren vorab herunterladen und/oder ausgedruckt einstecken.
Wer alleine wandert, sollte besser jemandem sagen, wo er unterwegs ist und wann er plant, zurück zu sein. Dass man sich dann auch zurückmeldet, wenn man angekommen ist, sollte selbstverständlich sein. Außerdem kann man dann gleich erzählen, wie schön die Wanderung gewesen ist.
In den Rucksack gehören in jedem Fall eine aktuelle Wanderkarte und eine Wegbeschreibung, aufs Handy die wichtigsten Apps. Wer damit umgehen kann, sollte einen Kompass einstecken. Für den Notfall braucht man – vor allem als Alleinwanderer – eine Trillerpfeife, damit man auf sich aufmerksam machen kann. Manche Wanderer haben auch eine kleine Taschen- oder Stirnlampe dabei für den Fall, dass sie in die Dunkelheit kommen. Und sollte es wirklich einmal ganz dicke kommen, sind eine Rettungsdecke aus dem Erste-Hilfe-Kasten gegen Auskühlung und ausreichenden Proviant wichtig. Dass man immer genug Wasser dabei haben sollte, darauf haben wir ja schon oft und an vielen Stellen hingewiesen.
Ob sie richtig oder falsch sind, merken Wanderer am ehesten, wenn sie den Wegeverlauf in kleinen Etappen mit der Wanderkarte abgleichen. Speziell an Weggabelungen sind Konzentration und Aufmerksamkeit gefragt. Wichtig ist es, auf die Wegmarkierungen zu achten oder sich entlang des Weges markante Punkte zu merken. Wer unsicher ist, ob der Weg stimmt, sollte – falls möglich – andere Wanderer fragen und gegebenenfalls sogar ein Stück mit ihnen bis zu einem sicheren Orientierungspunkt laufen.
Wichtig ist vor allem, tief Luft zu holen und die Ruhe zu bewahren. Wer eine Wanderkarte dabei hat, kann zunächst versuchen, auf dieser nachzuvollziehen, ab wann man den Weg verloren hat. Hilfreich ist es, sich an „Wegespinnen“ zu orientieren und diese mit der Karte vergleichen. Bei einer Wanderkarte ist „Norden“ immer oben, so dass man mit einem Kompass, der sich nach Norden ausrichtet, alles lesen kann. Oder man gleicht die Uhrzeit mit dem Sonnenstand ab, um die richtige Himmelsrichtung zu finden. Die meisten kennen ja den Spruch „Im Osten geht die Sonne auf, nach Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen!“
Dann sind unsere Sinne gefragt: Man sucht nach Wegemarkierungen an Bäumen, nach großen Forstwegen, denen man ins Tal folgen kann, nach Strommasten, die meist zurück in die Zivilisation führen. Vielleicht sind Auto- und Motorengeräusche zu hören, Kirchenglocken, im besten Fall sogar Stimmen. Aussichtspunkte oder Hochsitze kann man nutzen, um zu schauen, ob man Zeichen der Zivilisation wie Dörfer oder Strommasten erkennt.
Und dann gibt es noch die Rettungspunkte, die in Rheinland-Pfalz in jeder Wanderkarte eingetragen sind. Wer ein gutes Gedächtnis hat, erinnert sich vielleicht an einen dieser Rettungspunkte (zum Beispiel Weißes Kreuz auf Grünem Untergrund mit einer Zahl wie 6730-45). An diesen Stellen sollte Handy-Empfang sein und man kann die Zahl auf dem Schild den Rettungskräften durchgeben – diese sind in der Zentrale bekannt.
Falls es Netz gibt, ist ein Smartphone natürlich prima: Man kann Google Maps aktivieren und schauen, wo man sich befindet oder jemanden anrufen. Oder man sucht auf der App „Hilfe im Wald“ den nächsten Rettungspunkt. Falls es kurz vor der Dämmerung ist, empfehle ich, den Notruf 112 abzusetzen. Außerdem sollte man das Handy für Ortungen anlassen. Wichtig ist es daher, das Handy immer voll zu laden, bevor man losläuft. Als Solo-Wanderer empfiehlt sich eine Powerbank zum Aufladen.
Faustregel ist, dass man etwa eine Stunde vor dem Dunkelwerden den Wald verlassen haben sollte. Die Zeit des Sonnenuntergangs kann man vorab bei den einschlägigen Wetter-Apps nachschlagen.
Sollten Wanderer tatsächlich in die Dunkelheit kommen, sollten sie in keinem Fall im Dunkeln den Weg suchen, das ist zu unfallträchtig – außer man hat eine gute Stirnlampe dabei. Jetzt ist es besonders wichtig, kühlen Kopf zu bewahren und zu überlegen, ob, wo und wie man im Wald übernachten könnte, zum Beispiel in Schutzhütten oder auf einem Hochsitz. Im Notfall lässt sich aus Ästen und Laub ein Unterschlupf bauen. Was viele nicht wissen: Laub wärmt sehr gut, deshalb kann man es bei Kälte auch in die Kleidung packen. Wenn man dann noch etwas zu trinken oder zu essen dabei hat, ist das Übernachten im Wald eigentlich gar nicht so schlimm – außer es ist tiefster Winter. Doch wie am Anfang gesagt: Das lässt sich alles vermeiden, wenn man gut vorbereitet zum Wandern aufbricht.
... ist ausgebildeter Wanderführer und widmet sich seit Jahren intensiv dem Thema „Gesundheitswandern“. Zusammen mit anderen Wanderführern bietet er in der Pfalz regelmäßig Gesundheitswanderungen an.