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Kleines Wanderschuh-ABC
Ballerinas, Turn- und Joggingschuhe, halbhohe Wanderschuhe und solide aussehende Wanderstiefel – beim Wandern sieht man in punkto Schuhe so einiges. „Natürlich ist es wichtig, dass die Schuhe, die man beim Wandern trägt, bequem sind. Aber bei unebenem, vielleicht sogar steinigem oder rutschigem Boden gibt es noch weitere wichtige Kriterien, die ein Schuh erfüllen sollte“, meint Edmund Keller, Inhaber eines renommierten Bergschuh-Fachgeschäftes in Ludwigshafen am Rhein.
Zu allererst fragt Edmund Keller seine Kunden: Wie werden Ihre Wanderungen in etwa aussehen?
„Bei kürzeren Wanderungen auf gut angelegten, eher ebenen Wegen reicht normalerweise ein knöchelhoher Multifunktionsschuh der Kategorie 2 (siehe Kasten). Wanderungen im Mittelgebirge sind anspruchsvoller, die Belastungen für den Fuß also größer. Hier empfehle ich einen stabilen Wanderschuh, der über den Knöchel geht. Und geht es noch höher hinauf, zum Beispiel in die Alpen, brauchen Sie Bergstiefel mit fester Sohle, die beim Auf- und Abstieg einen sicheren Halt geben“, erklärt Keller.
Einen Allround-Schuh, der sich für alle Touren von einfach bis Hochgebirge eignet, gibt es also nicht.
Unser Tipp daher: Entscheiden Sie sich für einen Schuh, der Ihrem aktuellen Wanderverhalten entspricht. Werden Ihre Touren im Laufe der Zeit anspruchsvoller, können Sie ein dazu passendes zweites Paar Schuhe kaufen.
1: Sportliche Schuhe mit profilierten Sohlen, weichem Auftritt, wenig Gewicht – für Freizeit und Aktivitäten wie Nordic Walking
2: Multifunktionsschuhe mit weichem, niedrigem Schaft, stark gedämpften Sohlen, wenig Gewicht – für kurze Wanderungen auf gut ausgebauten Wegen
3: Wanderschuhe mit stabilem Schaft, bequemer Polsterung, Profilsohle mit gutem Abrollverhalten – für Wald- und Schotterwege in Mittelgebirge und Voralpen
4: Stabile Wanderschuhe mit festerem Schaft, gutem Seitenhalt, trittfester Sohle – für steiniges Gelände, Klettersteige und längere Touren mit Gepäck
Selbstverständlich gibt es weitere Kategorien für hochalpines Gelände. (Quelle: Schuh Keller, Ludwigshafen)
Ein Wanderschuh muss so einiges aushalten. Regen, matschige oder rutschige Böden, Wurzeln und Steine, feuchtes Gras. Umso wichtiger ist es, dass die Materialien und ihre Verarbeitung hochwertig sind. „Ein guter Schuh hält zum Beispiel dicht, wenn man einen kleinen Wasserlauf, eine Pfütze durchqueren muss oder in einen Regenschauer kommt“, erklärt Keller.
Leder sowie Textilien mit Innenfutter aus Gore-Tex erfüllen bei richtiger Pflege diese Kriterien. Manche Textilien sind inzwischen sogar stabiler als Leder. Außerdem punkten sie mit einer höheren Atmungsaktivität und weniger Gewicht. Einziger Nachteil: Sie passen sich dem Fuß weniger an.
Und die Sohle? „Ihr Härtegrad variiert von eher weich für normale Wanderungen im Mittelgebirge bis hin zu sehr fest, aber gedämpft, und mit starkem Profil bei Bergschuhen“, erläutert Keller. Die Unterschiede bemerkt man beim Gehen: Unebenheiten sind weniger spürbar, zugleich rollen die Sohlen weniger ab.
Nachrangig für den Kauf von Wanderschuhen sind hingegen modische Aspekte. Edmund Keller: „Wir empfehlen unseren Kunden immer, sich für den am besten sitzenden Schuh zu entscheiden, auch wenn er optisch eher zu den Schlusslichtern gehört.“
Gesundheitswanderführer Jürgen Wachowski erklärt in unserem Video, wie Wanderschuhe optimal fürs Bergauf- und Bergabgehen geschnürt werden.
Wanderschuhe sollten mindestens eine ganze Schuhgröße größer sein als übliche Straßenschuhe. Grund: Die Zehen dürfen beim Wandern auch beim Bergabgehen nicht anstoßen. Außerdem ist es wichtig, dass sie an der Ferse fest sitzen, ohne zu drücken. „Bereits beim Anprobieren sollte man die Wandersocken dazu tragen, die man auch später zu tragen beabsichtigt“, empfiehlt Keller. Und wer Einlagen trägt, sollte auch diese unbedingt beim Schuhkauf dabei haben. „Die Auswahl an hochwertigen Wanderschuhen ist so groß, dass sich für jeden Fuß ein passendes Modell finden lässt, auch für sehr schmale oder sehr breite Füße. Einige Hersteller haben sogar Modelle für Menschen mit Hallux valgus im Programm“, so Edmund Keller.
Um einen ersten Eindruck zu bekommen, ob der Schuh von der Länge her passt, nehmen Sie die Innensohle aus dem Schuh heraus und stellen sich darauf. Dabei sollte die Ferse hinten sauber in der Einlegesohle sitzen. Ist vorn noch ein Zentimeter Platz bis zum Sohlenrand, kann der Schuh in die engere Auswahl. Wichtig bei der Anprobe ist außerdem, den Schuh richtig zu schnüren und zwar unten beginnend bis oben. Nach dem Schnüren sollte der Fuß einen festen Sitz haben, besonders an der Ferse.
Jetzt geht es an das Feintuning: Um zu schauen, ob die Zehen tatsächlich ausreichend Platz haben, kann man sich mit dem Absatz des Schuhs in eine Treppe einhängen. Dadurch rutscht der Fuß wie beim Bergabgehen ein Stück nach vorn. Dabei sollte er nirgends anstoßen.
Empfehlenswert ist es, genug Zeit mitzubringen, um verschiedene Modelle auszuprobieren und die Favoriten für einige Minuten zu tragen. Beim Gehen ist es wichtig darauf zu achten, dass der Schuh gut abrollt und der Schaft weder am Knöchel noch an der Oberkante drückt oder scheuert. „Auch beim Nachkauf lohnt sich das Probieren. Denn unsere Füße verändern sich im Laufe des Lebens, zum Beispiel durch Schwangerschaften oder durch Gewichtszunahme. Und ab 50 senkt sich normalerweise die Fußwölbung, was den Fuß länger macht“, so die Erfahrung von Edmund Keller.
Nach dem Kauf sollten Sie Ihre neuen Wanderschuhe vor der ersten mehrstündigen Wanderung noch einlaufen. Idealerweise machen Sie zunächst eine Handvoll kleinerer Touren von etwa zwei Stunden Länge. Danach bilden Fuß und Wanderschuh eine perfekte Einheit und Sie können über lange Strecken ermüdungsfrei gehen.
... ist leidenschaftlicher Wanderer und Inhaber eines Wander- und Bergschuhgeschäftes in Ludwigshafen am Rhein, das sich mit seinem hochwertigen Angebot und kompetenter Beratung einen sehr guten Ruf erarbeitet hat — weit über die Region hinaus.