Letterboxing Dose auf einem Stein im Wald
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Letterboxing: Wanderer auf Schatzsuche

Die deutsche Letterboxing-Gemeinde ist sehr aktiv: Etwa tausend verschiedene Schatzsuchen gibt es laut Website, die Hälfte davon in Rheinland-Pfalz. Von einfach bis schwierig. Vom kurzen Spaziergang bis zur Tagestour. Und sogar für Fahrradfahrer ist etwas dabei.

Solveigh Mayer und ihre Familie sind seit zehn Jahren begeisterte Letterboxer. „Über 900 Touren sind wir bereits gelaufen. Vor allem in der Pfalz, aber auch im Allgäu, im Erzgebirge und in der Lüneburger Heide. Und kürzlich auch in Luxemburg“, erzählt sie. Los ging es, als der Sohn neun war – aus ihrer Sicht ein gutes Alter, um mit diesem Hobby anzufangen, weil die Kinder dann lesen und rechnen können und mit Feuereifer bei der Schatzsuche dabei sind. Letterboxing ist jedoch nicht nur ein Hobby für Familien. Auch viele Paare und Singles, die Freude an dem Mix aus sportlicher Betätigung und Hirnjogging haben, engagieren sich in der familiären Gemeinschaft.

Immer im Gepäck: Kompass und "Clue"

Die erste Tour der Familie Mayer ist unvergessen: Eine Letterbox im Maudacher Bruch in Ludwigshafen, von der Länge her eher ein Spaziergang, gedacht als einfacher Einstieg ins Letterboxing. Den Clue, so die Bezeichnung der Letterboxer für die Wegbeschreibung zum Versteck des Schatzes, fanden die Mayers auf der Website der deutschen Letterboxing-Community. „Die Letterbox, eine wasserdichte Dose mit Logbuch und schönem Stempel, haben wir erst nach mehreren Anläufen gefunden. Aber unser Ehrgeiz war geweckt“, erzählt die begeisterte Schatzsucherin. Seither geht es fast jeden Sonntag in die Natur, um neue Touren ausprobieren oder um sich um die Letterboxen zu kümmern, die die Familie selbst ausgearbeitet und platziert hat. „Manchmal ändern sich Wegführungen, Hinweisschilder werden entfernt oder die ganze Box wird einfach von jemandem mitgenommen“, erklärt Solveigh Mayer.

Mit dabei ist immer die Grundausrüstung jedes Letterboxers: Ein Ausdruck des Clues (der Wegbeschreibung mit allen Rätseln und Aufgaben) und ein Kompass. Für den Fall, dass man sich verläuft, ist eine Wanderkarte oder GPS-Gerät hilfreich. Wer sich mit Kopfrechnen schwertut, sollte außerdem einen Taschenrechner einstecken (der im Handy tut es auch), um Gradzahlen für den Kompass oder Schritte zu berechnen, die zur Letterbox führen.

Mit in den Rucksack können außerdem ein Notizbuch und ein Stempelkissen (eventuell auch ein Stempel), um das Finden der Letterbox für sich zu dokumentieren und sich im Logbuch der Schatzkiste zu verewigen.

Kleines Letterboxing-Wörterbuch* für Neugierige

Letterboxer: Menschen, die Letterboxen in der Natur suchen

Clue: Wegbeschreibung für die Schatzsuche mit Hinweisen (clues)

Letterbox: wasserdichte Dose, in der das Logbuch und der Stempel der Letterbox versteckt sind

Avatar: der persönliche Stempel, mit dem sich jeder Letterboxer im Logbuch der Letterbox verewigen kann

Logbuch: das „Gipfelbuch“ der Letterboxer, in der sich alle Finder mit ihrem persönlichen Stempel, dem Avatar, und einem Kommentar verewigen

Logbuch2: ein eigenes Heft, um die erwanderten Letterboxen mit Stempel zu dokumentieren

Placer: Letterboxer, die eigene Touren ausarbeiten und pflegen. Diese werden in das Forum der Letterboxing-Community eingestellt

Stempel: a) der zur Letterbox thematisch passende Stempel

b) der Stempel des Letterboxers passend zu seinem Pseudonym


*Letterboxing ist übrigens laut Wikipedia eine englische „Erfindung“. Die erste Letterbox entstand im Jahr 1854 in Dartmoor.

Unterschied: Letterboxing und Geocaching

„Wir suchten eine Mischung aus Wandern und spannendem Spiel, auch, um unseren Sohn zum Mitmachen zu motivieren. Beim Geocaching kamen uns Wandern und Geselligkeit etwas zu kurz“, berichtet Solveigh Mayer. Wer beim Letterboxing auf ein GPS nicht verzichten möchte, kann sich an Letterbox-Hybrid probieren, einer Mischform, bei der an mindestens einer Stelle der Schatzsuche ein GPS-Gerät benötigt wird.

Und noch etwas macht Letterboxing attraktiv: Viele Clues sind gespickt mit Informationen aus Geschichte, Kultur und Natur, sodass die Letterboxer ganz spielerisch viel über die Region lernen. Hinzu kommen mehr oder weniger kniffelige Rätsel, bei denen es gut ist, wenn man nicht alleine auf Tour ist. „Wenn wir in anderen Gegenden Deutschlands unterwegs sind, schätzen wir auch die Einkehrtipps. Da sind wir schon auf sehr schöne Hütten und Gasthöfe gestoßen, die wir sonst nicht gefunden oder links liegen gelassen hätten“, schmunzelt Solveigh Mayer.

Geselligkeit schreiben die Letterboxer groß: Die meisten kennen sich von den Jahrestreffen und oft ziehen größere Gruppen gemeinsam los, zum Beispiel um eine neue Letterbox auszuprobieren. Wichtig ist allen der Respekt vor der Natur. Die meisten Letterboxen sind zwar gut versteckt, jedoch dürfen grundsätzlich nur Wanderwege genutzt werden, um sie zu erreichen. Auch Auflagen, zum Beispiel in Naturschutzgebieten, werden berücksichtigt. Bei Beschwerden oder Verschärfungen der Vorschriften werden die Letterboxen entweder angepasst oder sogar wieder entfernt.

In sechs Schritten zur ersten Letterbox

Sind Sie neugierig geworden? Dann haben wir hier für Sie noch eine Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Letterboxing. Auf der Website www.letterboxing-germany.info finden Sie im Forum alle Letterboxen nach Bundesländern und innerhalb der Bundesländer nach Autokennzeichen sortiert.

  1. Wählen Sie eine Letterbox aus. Für den Anfang reicht eine mit geringem Schwierigkeitsgrad für Gelände und Rätsel (ein Sternchen). Berücksichtigen Sie, dass Sie beim Letterboxing langsamer unterwegs sind als beim normalen Wandern, weil Sie noch Rätsel und Aufgaben lösen müssen. Für drei Kilometer sollten Sie mindestens eine Stunde Gehzeit veranschlagen.
  2. Drucken Sie den Clue (die Beschreibung) aus. Die Koordinaten für den Startpunkt entsprechen meist einem Parkplatz, auf dem Sie Ihr Auto stehen lassen können. Einige Letterboxen starten mit einem sogenannten Mystery Clue, bei dem gleich zu Beginn (oder bereits zu Hause) der Startpunkt der Letterbox zu errätseln ist.
  3. Packen Sie Proviant, Getränke, die Wegbeschreibung, die passende Wanderkarte (welche ist meist dem Clue zu entnehmen) sowie einen Kompass ein, außerdem einen Taschenrechner. Alternativ geht auch Ihr Smartphone, auf dem es ja einen Taschenrechner gibt. Statt eines Kompasses können Sie eine Kompass-App herunterladen, die allerdings auch offline funktionieren sollte, da es in Pfalz noch einige Funklöcher gibt.
  4. Falls Sie einen Stempelkissen, ein kleines Notizbuch oder Heft und ggf. einen Stempel griffbereit haben, können Sie diese mitnehmen, um für sich das Finden der ersten Letterbox zu dokumentieren und sich im Logbuch der Letterbox einzutragen.
  5. Falls Sie noch nie mit einem Kompass oder einer entsprechenden App unterwegs waren: Machen Sie sich mit der Handhabung vertraut.
  6. Nach der Tour: Wenn Sie Lust haben, können Sie sich in der Letterboxing-Community anmelden und über Ihr erstes Abenteuer berichten. Und wenn Sie weitermachen möchten, lohnt sich die Anschaffung eines schönen Logbuchs und eigenen Stempels, dem sogenannten Avatar. Passend zu Ihrem Letterboxing-Pseudonym, versteht sich.
Solveigh Mayer Portrait
Solveigh Mayer

Solveigh Mayer und ihre Familie sind in der Letterboxing-Community bekannt als Viererbande. Seit 10 Jahren gehen sie auf Schatzsuche, oft auch mit Freunden, die sie über dieses Hobby gefunden haben.

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