- Gesundheit
Bandagen beim Wandern: Auf die Passform kommt es an
Wanderfit hat mit der Physiotherapeutin und Gesundheitswanderführerin Claudia Lang aus Maxdorf über den Einsatz von Bandagen gesprochen.
Wenn Wanderer zu Bandagen greifen, dann vor allem zu Kniebandagen. Insbesondere das Bergabgehen ist eine enorme Belastung für das Kniegelenk. Manche, vor allem ältere Menschen, leiden an Arthrose, andere an Instabilitäten. Eine Kniebandage ist daher in vielen Fällen eine hilfreiche Stütze und gibt beim Gehen ein sichereres Gefühl. Etwas anders sieht es aus meiner Sicht bei Knöchelbandagen aus. Hier nutzen Wanderer gerne eine Bandage, um das Sprunggelenk zu entlasten und dem Umknicken vorzubeugen. Dabei ist es sehr wichtig, hohe stabilisierende Wanderschuhe zu tragen, die dem Gelenk Halt geben.
Gesundheitswanderführer Jürgen Wachowski erklärt in unserem Video, wie Wanderschuhe optimal fürs Bergauf- und Bergabgehen geschnürt werden.
Wer glaubt, eine Bandage zu brauchen, sollte zunächst einen Orthopäden oder Physiotherapeuten ansprechen. Sie können entscheiden, ob tatsächlich eine Bandage sinnvoll ist oder ob andere Behandlungen vielversprechender wären. Wir Physiotherapeuten beobachten häufig, dass durch Eigentherapien eine gezielte und korrekte Behandlung der Beschwerden oft viel zu spät beginnt. Dann sind die Schäden bereits gravierender und die Therapien langwierigerer.
Ebenfalls kritisch zu sehen ist, dass Bandagen oft für kleines Geld zum Beispiel im Supermarkt erhältlich sind – und das, obwohl Bandagen verordnungsfähig sind. Eine Bandage muss richtig sitzen und auf das Krankheitsbild bezogen sein, um die betreffenden Gelenke zu stützen.
Bandagen gibt es in verschiedenen Größen und Passformen. Deshalb ist es wichtig, ein Fachgeschäft aufzusuchen. Muskel- und Gelenkumfang werden hier genau vermessen, damit die Bandage richtig sitzt. Sie darf weder zu sehr komprimieren noch rutschen. Kniebandagen haben zum Beispiel einen gepolsterten Ring, der die Kniescheibe vor starkem Druck schützt und somit entlastet.
Bei akuten, also kurzfristigen Beschwerden kann man diese Bandagen durchaus verwenden, keineswegs jedoch bei chronischen Erkrankungen. Diese brauchen eine fachspezifische Behandlung.
Auf keinen Fall dauerhaft. Eine Bandage ist eine passive Stütze, sie entlastet somit die Muskulatur und stabilisiert passiv das Gelenk. Wird sie dauerhaft getragen, kann das die Muskulatur schwächen. Es ist wichtig, die Muskulatur weiterhin aktiv zu trainieren und die Bandage nur dann einzusetzen, wenn sie zum Beispiel schmerzbedingt gebraucht wird.
Wanderer mit Kniearthrose oder Bandverletzungen brauchen tatsächlich häufiger eine Bandage als Wanderer, die akute Knieschmerzen haben. Bei Arthrose gilt grundsätzlich das Zauberwort „angepasste Belastung“. Das heißt, Bewegung so viel wie möglich, jedoch nicht überlasten und den Schmerz provozieren.
Wer beim Wandern – insbesondere beim Bergabgehen – zu Knieschmerzen neigt, kann die Bandage überziehen und so lange locker am Unterschenkel belassen, bis sich das Knie bemerkbar macht. Das ist der richtige Zeitpunkt, die Bandage über das Knie zu ziehen. So wird die Muskulatur einerseits gestärkt und das Gelenk andererseits gestützt, wenn es darauf ankommt.
Arthrose ist – wie gesagt – ein Sonderfall, da geht es tagtäglich um das Ausloten des Möglichen, ohne die Gelenke zu überfordern. Schmerzen sind hier oft ein Zeichen der Überlastung. Allen anderen kann ich empfehlen, die Muskulatur und die Ausdauer aktiv zu trainieren, vor allem, wenn man die 50 überschritten hat. Somit kann man die Freude am Wandern dauerhaft erhalten.
... ist Physiotherapeutin mit eigener Praxis in Maxdorf. Für Wanderfit ist die begeisterte Wanderin als Gesundheitswanderführerin unterwegs.