Esskastanien
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Esskastanien: Vom Brot der Armen zur Gourmetfrucht

Ursprünglich kommt die Esskastanie aus dem Kaukasus und dem östlichen Mittelmeerraum. Dass sie ihren Weg bis an die Haardt fand, ist den Römern zu verdanken, die die Esskastanie über die Alpen nach Germanien brachten. Im Mittelmeerraum waren die Früchte der Esskastanie vom Mittelalter bis Ende des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Grundnahrungsmittel für die Bevölkerung in den Gebirgsregionen. Heute freuen sich Wanderfreunde und Gourmets, wenn die "Keschde-Saison" startet.

In Südwestdeutschland mit seinem milden Klima nutzen die Menschen früher vor allem das Holz der Edelkastanie. Denn der Baum wächst schnell und liefert bis heute günstiges Brennholz. Das gerbstoffreiche Holz ist außerdem sehr witterungsbeständig und war ideal für die Weinbauern, die daraus Spalierholz zum Anbinden der Rebstöcke und Weinfässer fertigten.

Werden sie nicht abgeholzt, können Edelkastanien sehr groß und sehr alt werden. Ein Prachtexemplar steht zum Beispiel im Gemeindewald Hainfeld in der Nähe des Forsthauses Heldenstein. Der Baum ist mehr als 30 Meter hoch (davon 8 Meter astfreier Stamm) und hat einen Durchmesser auf Brusthöhe von über 130 Zentimetern. Ebenfalls bekannt ist die „Dicke Keschde“ in Dannenfels (Donnersbergkreis), die als dickste Kastanie nördlich der Alpen in 2012 zum „Champions Tree“ gekürt wurde.

Wandern & Kastanien sammeln

Auf vielen unserer Touren könnt ihr beim Wandern bestens "Keschde" sammeln. Hier einige Beispiele:

Edel- und Rosskastanie: Ähnliche Früchte, keine Verwandtschaft

Neben der Edelkastanie mit ihren essbaren Früchten gibt es bei uns außerdem die sogenannte Rosskastanie, deren runden, braunen Früchte von Kindern gerne zum Basteln verwendet werden. Was viele nicht wissen: Die beiden Baumarten sind nicht miteinander verwandt, obwohl sich die Früchte durchaus ähnlich sehen. Die Edel-Kastanie ist – wie Buche und Eiche – ein Buchengewächs, die Rosskastanie hingegen gehört zur gleichen Familie wie der Ahorn, also zu den Seifenbaumgewächsen.

Gesünder als die meisten glauben

Esskastanien sind fettärmer als Nüsse. Außerdem enthalten sie Stärke und können daher zu glutenfreiem Mehl verarbeitet werden. In Backwaren mit Kastanienmehl ist allerdings fast immer zusätzlich glutenhaltiges Weizenmehl enthalten, damit der Teig beim Backen zusammenhält. Weitere Inhaltsstoffe sind hochwertiges Eiweiß, Mineralstoffe und Spurenelemente (unterer anderem Kalium, Calcium, Eisen, Magnesium) sowie die Vitamine E, C, alle Vitamine der B-Gruppe sowie das Provitamin A.

Maronen und Pfälzer Keschde sind übrigens nicht das Gleiche. Als Maronen bezeichnen Experten die Früchte weitergezüchteter Esskastanien. Sie sind größer und schmecken süßer und intensiver als die in der Pfalz zu findenden Früchte.

„Keschde-Highlights“ in der Haardt

In der Haardt kommen Sie im Herbst an den braunen Baumfrüchten kaum vorbei. Zumindest nicht, wenn Sie den Keschdeweg gehen, der sich über mehr als 60 Kilometer durch Wald und Reben von Hauenstein in der Südpfalz bis Neustadt an der Weinstraße zieht. Hier reihen sich die Bäume mit den stacheligen Kugeln fast dicht an dicht. Falls Sie sammeln möchten: Zwischen dem 1. Oktober und 15. November sind die Esskastanien üblicherweise reif.

Viele weitere Infos gibt es auf keschdeweg.de, unter anderem als Download ein Flyer mit dem Verlauf des "Keschdewegs". Wer vor der Wanderung noch sein Keschdewissen auf Pfälzisch aufpolieren möchte, dem empfehlen wir diesen wunderbaren „dialektischen“ Artikel in Wikipedia.

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